19.10.2022
„Wir brauchen ausgewogenes Wohnraumangebot“

  • FREIE WÄHLER sind gegen Vorstoß der Stadtbaurätin, die sich unlängst gegen Siedlungen mit Einfamilienhäusern in Ingolstadt ausgesprochen hat
  • Hans Stachel: Durch eine solche Entscheidung würden bestimmte Bevölkerungsschichten aus dem Stadtgebiet verdrängt
  • Befürchtung: Potenzielle Neubürger kehren Ingolstadt den Rücken und bauen in den umliegenden Kommunen, die verstärkt Neubaugebiete ausweisen

Die eigenen vier Wände. Viele Menschen träumen davon. Gestiegene Zinsen und die Inflation lassen derzeit viele Träume platzen. Damit aber nicht genug: Wenn es nach der Ingolstädter Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand geht, drohen bald noch unschwer höhere Hürden für potenzielle Bauinteressenten in der Stadt. Beim Symposium über Wege einer nachhaltigen Stadtentwicklung von Bund Naturschutz, Landesbund für Vogelschutz und der Stadt sagte sie kürzlich, dass es besonders wichtig sei, den Flächenverbrauch in Ingolstadt einzudämmen. „Siedlungen mit Einfamilienhäusern werden wir nicht mehr planen“, erklärte sie. Stattdessen sollen sämtliche Baulücken aktiviert und höhere Häuser errichtet werden.

Für die Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER ist dieser Vorstoß allerdings die falsche Richtung. „Baulücken schließen ist sicher richtig, eine so stringente Ansage gegen Einfamilienhäuser regt bei uns allerdings deutlichen Widerstand und stellt nach unserem Kenntnisstand keine derzeitige Beschlusslage in der Stadt Ingolstadt dar“, sagt Hans Stachel, der Vorsitzende der Ingolstädter Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER. „Wir haben stets auf Ausgewogenheit von ausreichend Wohnraum geachtet – sowohl bei Einfamilienhäusern als auch bei Doppelhäusern und Mehrfamilienhäusern.“

Allein wegen der Sozialstruktur der Gebiete und zur Befriedung aller Nachfragen sei dies wichtig. „Sonst wandern uns potenzielle Neubürger oder derzeitige, Noch-Ingolstädter‘ ins nahe Umland ab. Denn dort würden die Kommunen aktuell vermehrt attraktives Bauland für Einfamilienhäuser ausweisen“, sagt Hans Stachel. Deshalb positionieren sich die FREIEN WÄHLER klar: „Eine Regelung, ab jetzt keine Einfamilienhäuser mehr in Ingolstadt‘ werden wir nicht mitgehen“, sagt Hans Stachel. „So etwas gibt es noch nicht einmal in München.“

Den Vorsitzenden der Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER stört in erster Linie, dass durch eine solche Entscheidung bestimmte Bevölkerungsschichten regelrecht aus dem Stadtgebiet verdrängt würden. „Im Grunde genommen ist das genauso wie eine Gentrifizierung – nur zu Lasten einer anderen Personengruppe“, sagt Hans Stachel, der diesen Vorstoß von Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand unter dem Blickwinkel besonders beachtenswert findet, dass dies unter einer Rot-Grünen „Stadt-Regierung“ passiere.

Pauschal wollen die FREIEN WÄHLER allerdings die Vorschläge der Stadtbaurätin nicht ablehnen. Die Idee, die Einfallsstraße zu verdichten, sei denkbar. Damit sei aber bereits die Grenze erreicht. „Eine übermäßige Verdichtung in bestehenden Wohnvierteln ist mit uns nicht möglich; die ausschließliche Ausweisung von Mehrfamilienhäusern und Hochhäusern ebenfalls nicht. Es braucht eine gesunde Mischung und keine falschen Dogmen, die vor nicht allzu langer Zeit von den Grünen bundespolitisch geäußert wurden“, sagt Hans Stachel. Schließlich würden die weltpolitischen Umstände aktuell schon für genug Hürden potenzieller Häuslebauer sorgen.