11.01.2016
Schwerpunktthema bei Klausur der FW-Fraktion - Das Wachstum und seine Folgen

Warum ist das Gas so teuer?

Für ihre Klausur zu Jahresbeginn hatte sich die Stadtratsfraktion der Freien Wähler ein klar umrissenes Schwerpunktthema gesetzt: das anhaltende Bevölkerungswachstum der Stadt Ingolstadt und dessen Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Die Zahlen lieferte Helmut Schels, Sachgebietsleiter Statistik und Stadtforschung, welche Folgerungen daraus für die Stadtplanung zu ziehen sind, erläuterte Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle. Die Fraktion befasste sich bei ihrer Klausur in Emsing, Gemeinde Titting, aber auch mit aktuellen Themen, zum Beispiel dem Gaspreis. „Internet-Vergleichsportale machen deutlich, dass das Gas in Ingolstadt zu teuer ist,“ sagte Stadtrat Johann Stachel. Die FW-Stadträte wollen das nicht länger hinnehmen und verlangen von den Stadtwerken Aufschluss, warum die gesunkenen Einkaufspreise für Erdgas nicht an die Kunden weitergegeben werden.

Helmut Schels ließ keinen Zweifel daran: Ingolstadt wird weiterwachsen. Die Prognosen gehen allerdings auseinander, je nachdem, welche Voraussetzungen man zu Grunde legt. Sollte das Wachstum der letzten Jahre unvermindert anhalten, wird Ingolstadt in 20 Jahren die 160 000-Einwohner-Grenze knacken. Sollte sich das Wachstum stark abbremsen werden es „nur“ 140 000 sein, die mittlere Prognose liegt bei 150 000 Einwohner. Die Zahl der Arbeitsplätze wird gewaltig ansteigen, auf über 130 000. Zusammen mit Beamten, Selbstständigen und Soldaten werden dann in Ingolstadt ca. 150 000 Menschen Arbeit finden. Welche Auswirkungen das auf die Pendlerströme und damit auf den Verkehr haben wird, konnte sich jeder Klausur-Teilnehmer selber lebhaft vorstellen. Einen interessanten Aspekt stellte Schels besonders heraus. Die Stadt wächst nicht mehr nur durch Zuzug, sondern auch durch einen deutlichen Geburtenüberschuss.

Renate Preßlein-Lehle machte kein Hehl daraus, dass ihr angesichts dieser Zahlen mulmig wird: „Es wird unerhört schwierig, diese Menschen, die neu nach Ingolstadt kommen, unterzubringen.“ Das werde schon bei 140 000 bis 150 000 ein großes Problem, bei 160 000 ein fast unlösbares. Flächen für neue Baugebiete zu finden und zu erwerben, werde immer schwieriger, hinzu kämen noch die benötigten Flächen für Kindertagesstätten (aktueller kurzfristiger Bedarf 10), Grundschulen und für weiterführende Schulen. Preßlein-Lehle erläuterte, dass die Stadt seit 2010 Baurecht für 8000 neue Einwohner geschaffen habe. In diesem Zusammenhang ging sie auch auf das Thema Bebauungspläne ein. Neue Bebauungspläne würden nur bei städtebaulichen Erfordernissen ausgewiesen, problematisch sei häufig der Umgang mit alten Bebauungsplänen, vor allem wenn es um die Nachverdichtung in alten Baugebieten gehe.

Den Freien Wähler werden künftig darauf achten, dass die Innenentwicklung „geregelt und gesteuert“ werde und dies „zu gleichen Bedingungen für Alle“ geschehen soll. Ebenso tritt die FW-Fraktion für eine Höhenbegrenzung der verschiedenen Hochhausprojekte im Kernstadtbereich, wie zum Beispiel am Nordbahnhof ein: „50 Meter dürfen nicht überschritten werden, Anhaltspunkt muss die Firsthöhe des Münsters sein.“

Schließlich steuerte Sozialreferent Wolfgang Scheuer noch weitere Zahlen bei, die bei den Hochrechnungen zum Bevölkerungswachstum noch gar nicht enthalten sind. Es sei damit zu rechnen, betonte er, dass viele der jetzigen Asylbewerber in Ingolstadt bleiben werden, sobald sie als Flüchtlinge anerkannt sind und damit ein Bleibereicht haben. Wie viele das sein werden, könne im Moment niemand voraussagen, im Extremfall werden es aber einige Tausend sein, die ebenfalls Wohnraum brauchen und deren Kinder ebenfalls Kitas und Schulen besuchen werden. Scheuer schilderte eindrucksvoll, in welchem Ausmaß nahezu alle Ämter und Dienststellen der Stadtverwaltung mit dem Thema Asylbewerber befasst sind. In einem Punkt konnte er Entlastendes berichten: Die Zahl der neu ankommenden Asylbewerber vom Balkan tendiere gegen Null.

 

Peter Springl, Fraktionsvorsitzender

(für die FW-Stadtratsfraktion)