05.10.2022
Offener Brief: Vorschläge und Konzepte möglicher Ersatzspielstandorte des Kleinen Hauses

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Dr. Scharpf,

auch wir von den FREIEN WÄHLER Ingolstadt möchten unseren Beitrag zur Verbesserung der Situation des Kleinen Hauses leisten. Deshalb wollen wir mit diesem Offenen Brief unsere Vorschläge zu einem möglichen Ersatzspielstandort, verbunden mit einem Konzept, unterbreiten.

Für uns FREIE WÄHLER ist es im ersten Schritt von entscheidender Bedeutung, dass zuerst eine fundierte Bedarfsanalyse erarbeitet wird. Diese muss die Basis aller folgenden Schritte sein, also keine 1:1-Raumbedarfsplanung analog der Kammerspiele am Standort Schutterstraße. Somit gilt es jetzt zu hinterfragen:

  1. Was ist die Mindestanforderung für das Kleine Haus?
  2. Was ist der geeignete Bedarf und was wäre wünschenswert? Diese Überlegungen sind auch immer im Kontext mit der aktuellen wirtschaftlichen und strukturellen Gesamtsituation der Stadt, des Landes, des Bundes, der EU und der Welt zu sehen.

Wir benötigen diese fundierte Bedarfsanalyse, weil wir die Akzeptanz der Bevölkerung brauchen und nicht nur die Wunschlisten erfüllen wollen.

Außerdem sind aus unserer Sicht folgende Fragen zu beantworten:

  1. Ist der Gesamtbedarf zwingend an einem Standort zu realisieren?
  2. Wie lange ist unter einer zeitoptimierten Sanierung des Stadttheaters zwingend eine Gesamtschließung erforderlich, in der weder eine Nutzung des Theatergebäudes, noch der Festsaal des Großen Hauses, möglich sind?

Von uns FREIEN WÄHLERN wurden und werden im Laufe der Diskussion mehrere Standorte und Überlegungen eingebracht, die wir hiermit nochmals zusammenfassen.

  • Brückenkopf
  • Turm Baur
  • Ehemalige Druckhalle des Donaukurier
  • Altes Hallenbad
  • Pius-Park
  • Nutzung vorhandener kleiner Bühnen in Museen und Ortsteilen, Schulen usw.
  • Gastspielauftritte in der Region (Neuburg, Eichstätt, Pfaffenhofen) in Verbindung mit Theaterfahrten für die Abonnenten
  • Reduit Tilly, wie bei den kürzlichen Konzerten, aber in einer überdachten Lösung
  • Reiter-Kaserne oder ein Standort im Klenzepark
  • Freie Gewerbehallen, die am Markt sind

Dabei könnte aus unserer Sicht auch eine Kombination der Standorte möglich sein.

Eine Grundüberlegung – gerade für die Übergangszeit – sollte sein: Es zeigt sich immer mehr, dass Theater- und Kulturveranstaltungen spärlicher besucht werden. Deshalb sollte man darüber nachdenken, mit dem Angebot zu den Bürgerinnen und Bürgern zu kommen. Diese Gastauftritte in der Region 10 könnten auch ein perfektes Werbekonzept für das Theater in Ingolstadt sein.

Unstrittig ist, dass für das Kleine Haus eine grundsätzliche Verbesserung der gesamten Raumsituation erforderlich ist. Es wäre ein schöner Nebeneffekt, wenn bei einem Denkansatz für den Ersatzspiel-Standort sowohl eine Lösung für das Kleine Haus als auch für die erforderlichen Nebenräume des Freilichttheaters im Turm Baur geschaffen werden könnten. Dies betrifft die dortigen Sanitärräume, den Sozial- und Probenraum, den Aufenthaltsbereich sowie die Gastronomie- und Cateringmöglichkeiten.

Daher ist aus unserer Sicht die Idee, ein Kulturzentrum am Brückenkopf zu errichten, mit besonderer Aufmerksamkeit zu prüfen. In einem „großen Wurf“ könnten dort (derzeitiger Standort Kleines Haus) unter Einbeziehung des gesamten Gebäudes und der angrenzenden Nebenflächen (Parkplatz, Vorhofflächen und überplanbarer Weg) ein neues Gebäude und Verbindungen zum Turm Baur entstehen. Dies würde viel Potential für die verbesserte Nutzung des historischen Turm Baurs, eines neuen Kleinen Hauses, Proberäumen und Werkstätten bieten. Auch die derzeitigen Schulwerkstätten und das Parkplatzangebot wäre aus unserer Sicht in ein großzügiges Baufeld integrierbar. Für Gespräche zu diesem Standortvorschlag stehen wir gerne bereit.

An dieser Stelle möchten wir nochmals ausdrücklich davor warnen, sich voreilig auf einen Standort festzulegen und diese Ideen medial zu platzieren, bevor eine echte Faktenlage bekannt ist. Das gilt insbesondere natürlich für die möglichen Kosten. Es müssen realistische Alternativen aufgezeigt und erarbeitet werden. Ansonsten droht wieder eine Totschlagdiskussion, wie wir das bereits in der Vergangenheit mit dem Zelt als alternativen Kammerspielort bereits hatten, der von niemand wirklich ernsthaft gewollt wurde.

So etwas brauchen wir nicht noch einmal.

Zum bereits öffentlich diskutierten Standortvorschlag „Bahn Ausbesserungshalle“ haben uns bereits kritische Stimmen und Bedenken erreicht. Wir möchten dazu aber anmerken, dass dies kein Hinderungsgrund sein soll, sondern bitten darum, dass dieser Vorschlag genauso sorgfältig, neutral und sachlich geprüft wird.

Für Fragen und Anregungen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.

 

Mit freundlichen Grüßen

Hans Stachel

Fraktionsvorsitzender

und die Stadtratsfraktion der FREIEN WÄHLER Ingolstadt