10.03.2010
FW setzt Schwerpunkt auf Stadtentwicklung und Soziales - Ingolstadt 2020

Die Stadtratsfraktion der Freien Wähler wird sich noch stärker auf die Schwerpunkte Stadtentwicklung und Soziales konzentrieren. Dies ist das einstimmige Ergebnis einer zweitägigen Klausursitzung am vergangenen Wochenende in Hohenkammer. Die Stadträtinnen und Stadträte waren sich einig, dass Stadtplanung in Ingolstadt mit Weitblick betrieben werden muss. Wichtige Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit sind fast ausschließlich unter dem Diktat von Sachzwängen getroffen worden (siehe GVZ II). Es sind vor allem die positiven wirtschaftlichen Aspekte, die Ingolstadt in vielen Rankings vordere Plätze bescheren, für den sozialen Bereich sehen die Freien Wähler Nachholbedarf.  Dies hat auch der vor kurzem vorgelegte Sozialbericht deutlich gemacht.

Die Freien Wähler setzen auf qualitatives oder kontrolliertes statt auf quantitatives Wachstum, wie es Ingolstadt in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Der Anstieg der Einwohnerzahl kann nicht das Ziel sein, das Wachstum muss vielmehr so gelenkt werden, dass die Lebensqualität der bereits hier lebenden Menschen nicht leidet und die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt nicht verloren geht. Innerhalb des sehr komplexen Themas Stadtentwicklung wollen die Freien Wähler der privaten und gewerblichen baulichen Weiterführung, der Verkehrsplanung, der Entwicklung des Öffentlichen Personennahverkehrs und der Zukunft der Altstadt besondere Aufmerksamkeit schenken. Ziel ist ein Konzept, das eine Vorausschau auf das neue Jahrzehnt wagt, Ingolstadt 2020, unter dem weiteren Aspekt Ingolstadt in der Region 10.

Ingolstadt muss sich entwickeln. Von der Lage her gibt es natürliche Grenzen im Osten. Die Ausdehnung betrifft daher primär den Westen. Damit stellt sich neben der Frage, wo neue Siedlungen oder Baugebiete entstehen können, die Verkehrsfrage. Mit der Entwicklung in die Äste Nordwest und Südwest ist die Belastung für die Zubringerstraßen massiv gestiegen. Darauf müssen Antworten gefunden werden, nicht nur für den Individualverkehr, vielmehr ist dazu verstärkt auf den ÖPNV zu setzen. Die bauliche Zukunft in Ingolstadt und die Verkehrsfrage sind untrennbar miteinander verbunden.

Deshalb bedarf es der Fortschreibung des Stadtentwicklungsplans unter diesen Aspekten, also gekoppelt mit einem Generalverkehrsplan.

Dabei bildet das im Jahr 2002 vorgelegte Altstadtkonzept die Grundlage sein. So war damals bereits eine Ausdehnung der Fußgängerzone und eine ansprechende Gestaltung der Innenstadt-Plätze gefordert worden. Dieses Konzept muss neu aufgegriffen werden und aktuelle Fragen berücksichtigen, zum Beispiel was aus dem Ingobräu-Gelände und  dem Areal des alten Städtischen Krankenhauses werden soll.

Im sozialen Bereich hat die FW-Fraktion ein Zeichen gesetzt. Eine neu gegründete Arbeitsgruppe befasst sich mit dem Sozialbericht  und hat bereits erste Ergebnisse vorgelegt. Unbefriedigend ist nach Überzeugung der FW die Situation der Kindertagesstätten und vor allem die Lage der Alleinerziehenden. Um hierzu weitere Information zu sammeln, werden die Freien Wähler Gespräche mit den Kirchen und den Wohlfahrtsverbänden führen.

Eine erste konkrete Forderung an die Stadt lautet, den Bestand an Mehrgenerationenhäuser zu ermitteln und zu prüfen, ob solche Wohnformen – auch als Hilfe für Alleinerziehende – gezielt gefördert werden können.

Wie sehr die Themen Stadtentwicklung und Soziales ineinander greifen, wird deutlich, wenn man die Situation der Migranten betrachtet. Wenn der Zuzug weiterhin so anhält, wird Ingolstadt zwar weiter wachsen, zunehmen werden auf der anderen Seite aber die Anforderungen an Kindertagesstätten und Schulen, an Sozialarbeiter und an die Arbeitsverwaltung. 24,4 Prozent der Jugendlichen aus Migrantenfamilien verlassen die Schule ohne jeglichen Abschluss. Eine Tatsache, die sich mit einem Ausrufezeichen im Sozialbericht niederschlägt, die aber letztlich die Folge einer unkontrollierten, nur auf Wachstum ausgerichteten Stadtentwicklung ist.

Peter Gietl

FW-Fraktionsvorsitzender