05.07.2019
IN FAHRT 2019 - ÖPNV Strategie der CSU/FW-Kooperation im Ingolstädter Stadtrat

In Zeiten dynamischen Wachstums und dichter werdender Verkehre fällt ein besonderes Augenmerk auf den ÖPNV.

Mit dem Ziel, mehr Menschen für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel zu begeistern, sind unter anderem die INVG und der Stadtrat jährlich bemüht, Optimierungen auf den Weg zu bringen, um so die Attraktivität des ÖPNV stetig auszubauen.

Für Herbst 2019 ist ein Workshop terminiert, der sich ein weiteres Mal mit der strategischen Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs auseinandersetzen soll.

Mehrere Fraktionen haben hierzu bereits Vorschläge eingebracht. Die Fülle der Ideen und Verbesserungsvorschläge ist nur schwer zu sondieren. Viele der Vorschläge erscheinen eher wie ein Wunschzettel, weniger wie ein ernstgemeinter, konstruktiver Plan mit Zukunft.

Wir nehmen das Thema öffentlicher Nahverkehr ernst und möchten mit unseren Vorschlägen direkt etwas bewirken, ohne Wolkenkuckucksheime zu bauen, die von der Realität alsbald wieder eingerissen würden.

Daneben warten wir gespannt auf die Erkundungsfahrt des Stadtrats im Juli nach Regensburg, wo die aktuellen Planungen zur Etablierung einer Straßenbahn genauer betrachtet werden sollen. Auch dieses Thema wollen wir nicht aus den Augen verlieren.

In Vorbereitung auf den Workshop hat daher die Koalition im Ingolstädter Stadtrat aus CSU und FW strategische Ziele für die Zukunft des ÖPNV formuliert.

Folgende Leitgedanken liegen unserer Strategie zugrunde:

1. Die Priorisierung neuer Maßnahmen soll nach dem Nutzen erfolgen:
Je mehr Fahrgäste erreicht werden können, desto früher sollte die Maßnahme erfolgen.

2. Vorfahrt für Buspendler:
Maßnahmen, die Pendler innerhalb des Stadtgebiets besser voranbringen können, haben Vorrang vor denen, die reine Gelegenheitsfahrten bedienen.

3. Die Bürger leben nicht vom Bus allein:
Die finanzielle Ausstattung des ÖPNV sollte angemessen großzügig, aber nicht so ausfallen, dass die Stadt andere, ebenso berechtigte Belange der Bürgerschaft nicht mehr ausreichend finanzieren kann.

4. Nur ein leistungsfähiger ÖPNV kann zuverlässig sein:
Bei allen Reformen muss auch beachtet werden, welche betrieblichen Auswirkungen diese> auf den ÖPNV haben. Der reibungslose und zuverlässige Betrieb muss stets gewährleistet werden können.

5. Moderne Flotte – Technik auf dem neuesten Stand:
Die Busflotte muss unter wirtschaftlichen und ökologischen Abwägungen heraus modernen Standards genügen. Im digitalen Zeitalter gibt es überdies neue Ansprüche der Fahrgäste in Sachen technische Ausstattung. Unsere Busse und auch der Fahrplan sollen hier stets up to date bleiben!

6. Bus und Bahn bilden ein Mobilitätsteam:
Ingolstadt hat großes Potenzial, den ÖPNV um ein Vielfaches attraktiver zu machen, wenn die bestehenden Bahnstrecken stärker als bisher in den innerstädtischen Pendlerverkehr miteinbezogen werden können.

7. Leistungsüberprüfung identifiziert Erfolgsmodelle:
Stetige Evaluierung der eingeführten Maßnahmen ermöglicht einen erfolgreichen ÖPNV mit zufriedenen Kunden und stabil wachsender Nachfrage.

8. Rasenmäher-Taktik lässt Konzept vermissen
Forderungen, die den ÖPNV mit ungeprüften und realitätsfremden Radikalvorschlägen überziehen, führen zu nichts. Unser Maßstab ist daher stets auch die unmittelbare Umsetzbarkeit.

Aus diesen Leitlinien ergibt sich im Wesentlichen ein 8-Punkte-Forderungskatalog zur Verbesserung des ÖPNV:

1. Bessere Verbindung zu/von den Bahnhöfen
2. Stärkere Nutzung der Bahnstrecken für innerstädtische Fahrten
3. Bessere Verbindung zum/vom Klinikum
4. Bessere Bedingungen für Nutzer zu Randzeiten
5. Bessere Verbindungen des Ingolstädter Südens mit dem Norden
6. Mögliche Einbindung eines flexiblen Ridepoolings prüfen
7. Aktualisierung der Flotte zur Optimierung von Effizienz und Umweltverträglichkeit
8. Digitalisierung vorantreiben

Im Einzelnen bedeutet dies:

1. Bessere Verbindung zu/von den Bahnhöfen
Unsere innerstädtischen Bahnhöfe und auch der neue AUDI-Bahnhalt benötigen reibungslose Anbindungen an das Busnetz in Ingolstadt. Unser Ziel lautet hier: jeder Zug hat eine Busanbindung!

2. Stärkere Nutzung der Bahnstrecken für innerstädtische Fahrten Das bestehende Schienennetz um Ingolstadt hat großes Potenzial, das Angebot des ÖPNV in Ingolstadt sinnvoll zu ergänzen. Mit einem zusätzlichen Bahnhalt auf Höhe B16/Zuchering gäbe es eine völlig neue und hoch leistungsfähige Möglichkeit für die Pendler aus den südlichen Stadtteilen rasch in den Norden Ingolstadts zu gelangen. Die Stadt solle dringend darauf hinwirken, dass dieser Bahnhalt möglichst schnell realisiert werden kann.

3. Bessere Verbindung zum/vom Klinikum
Das Klinikum Ingolstadt ist nicht nur der zweitgrößte Arbeitgeber der Stadt, sondern auch die größte Klinik in der Region. Täglich besuchen zahlreiche Bürgerinnnen und Bürger aus Ingolstadt und den Umlandgemeinden als Mitarbeiter, Patienten oder Besucher dieses Haus. Die derzeitige Busanbindung wird diesem Anspruch nicht gerecht. Hier sind dringend Taktverbesserungen erforderlich.

4. Bessere Bedingungen zu Randzeiten
Gerade an Wochenenden ist es z.B. für Schichtarbeiter schwierig, in den frühen Morgenstunden öffentlich zur Arbeit zu gelangen. Eine Taktverdichtung zu diesen Zeiten würde auch Nachtschwärmern zugutekommen, die eine weitere, kostengünstige Möglichkeit bekämen, den Heimweg sicher anzutreten.

5. Bessere Verbindungen des Ingolstädter Südens mit dem Norden
Eine große Herausforderung für das Verkehrsgefüge in Ingolstadt ist die Verbindung des Südens der Stadt mit dem Norden. Hier steckt großes Potenzial in der Nutzung des Schienennetzes. Der Bus wäre hier die ideale Ergänzung als Zubringer aus den südlichen Stadtteilen Ingolstadts zum Hauptbahnhof oder zum neuen Bahnhalt „Zuchering“. Neue, zusätzlich zu bauende und zu integrierende Verkehrsformen wie die umstrittene Seilbahn wären dann überflüssig.

6. Mögliche Einbindung eines flexiblen Ridepoolings prüfen
Moderne ÖPNV Konzepte beinhalten häufig Ridepooling-Komponenten. Dahinter steckt die Idee, niedrig frequentierte Zeiten und Strecken mit Hilfe von Dienstleistern in kleineren „Fahrgemeinschaften“ zu bedienen und somit auch dort einen reibungslosen ÖPNV sicherzustellen.

7. Aktualisierung der Flotte zur Optimierung von Effizienz und Umweltverträglichkeit
Umwelt, Mensch und Bilanz haben Vorteile, wenn die Busflotte neuesten Standards entspricht. Daher ist anzustreben, die Busse der Stadttochter Stadtbus Ingolstadt GmbH möglichst zügig auf den derzeit neuesten Stand der Technik zu bringen. Was hier die Nutzung alternativer Antriebe angeht, ist neben der Ökologie ebenso die Ökonomie und Sozialverträglichkeit miteinzubeziehen.

< 8. Digitalisierung vorantreiben
Mit dem Ausbau der Dynamischen Fahrgastinformation (DFI) zur Echtzeitinformation der Fahrgäste über ankommende und abfahrende Busse ist bereits ein Meilenstein der Digitalisierung im ÖPNV eingeleitet worden. Das DFI System soll schnellstmöglich flächendeckend eingeführt werden, um den Fahrgästen diesen Service umfassend bieten zu können. Zudem verfügen moderne Busse über W-LAN und Lademöglichkeiten, wie z.B. USBBuchsen. Die zunehmende Digitalisierung des Alltags macht dieses Angebot für Fahrgäste höchst attraktiv. Die Busse der Stadtbus Ingolstadt GmbH sollten alle über diesen Standard verfügen.

Nicht zuletzt ist zu beachten, dass der regionale Verkehrsverbund große Synergien für den innerstädtischen ÖPNV bietet. Seine Etablierung war eine große Leistung der teilhabenden Akteure aus den beteiligten Kommunen und den Verkehrsunternehmen. Ihn gilt es, in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln.

So fordern wir, an den neuralgischen Umsteigepunkten für Pendler in den Landkreisen zügig neue Park&Ride Flächen entstehen zu lassen, wie z.B. in Baar-Ebenhausen bereits umgesetzt. Dies würde den AUDI Bahnhalt noch attraktiver machen. Im Verkehrsverbund VGI soll darauf hingewirkt werden. Mit der Realisierung dieses Maßnahmenkatalogs würde der ÖPNV in Ingolstadt auf zukunftssichere Beine gestellt und könnte den Bürgerinnen und Bürgern einen komfortablen Service für Mobilität im Stadtgebiet anbieten.


Diese Zielsetzung verleiht der Initiative ihren Namen: IN Fahrt 2019

 

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